Pferdeunterstütztes Coaching: “Das Schnauben kam im richtigen Moment.”

Sicher kennen alle diese Momente, in denen man sich fragt, was man eigentlich genau tut und ob das, was man da eben macht, auch funktioniert.

Ich selbst erlaube mir diese Frage oft, denn es ist mir wichtig, immer wieder zu reflektieren, was ich tue, wie ich es tue und ob es noch dem gegebenen Sinn entspricht. Und so war neulich wieder einer dieser Momente:

Ich stand mit einer Kundin und meinem Co-Coach im strömenden Regen. Draussen an einer Wegkreuzung. Die Situation war relativ überschaubar und so zu erklären: Geradeaus ging es nach Hause (wir sind auch von da gekommen), links gings auch nach Hause (diesen Weg kannte sie nicht), rechts zu gehen war keine Option (tobender Fluss), genauso wenig wie zurück, denn von da sind wir gerade gekommen.

ZUFALL ODER NICHT?!

Doch es passte gerade ins Thema meiner Kundin, die sich nicht entscheiden konnte, wie es weiter gehen soll – also nicht hier auf der Wegkreuzung, sondern in ihrem Leben. 

Und so kam es, dass die Wegdiskussion im strömenden Regen zu einer Coaching-Situation mit dem Pferd als Coach wurde. Alleine der Gedanke daran, den neuen, unbekannten Weg nach Hause zu gehen, löste Stress aus, bei meiner Kundin und im Spiegel dazu auch beim Pferd. Doch den bekannten, bereits gegangen Weg zu nehmen, war keine Option für sie und machte sich als Klumpen im Bauch spürbar – das Pferd war dabei nervös und lief um sie herum. Was jetzt?

In unserer täglichen Arbeit mit Menschen und Pferden, ob in der Ausbildung oder auch in den Coachings, den Trainings und Therapiesitzungen wird uns immer wieder bewusst, wie unglaublich wertvoll das Pferd als Coach an unserer Seite ist.

SELBST NACH SO VIELEN JAHREN ERLEBEN WIR IMMER WIEDER REGELRECHTE AHAA-MOMENTE UND STAUNEN ÜBER ERGEBNISSE. 

So wollen wir für einmal wieder ins Bewusstsein holen, was wir hier genau tun und was Pferdeunterstütztes Coaching überhaupt ist, warum es funktioniert und immer beliebter wird. 

Pferde begleiten Menschen seit Urzeiten – seit rund 5000 Jahren ist das Pferd domestiziert und uns ein ständiger Begleiter. In der Entwicklung der Menschheit sind Pferde kaum wegzudenken – und noch zu Beginn unseres Jahrhunderts unterhielten Menschen zum Pferd eine engere Beziehungen als sonst zu einem Haustier – abgesehen vom Hund. Diese Urbeziehung Mensch – Pferd fördert auch heute beim Zusammentreffen die Oxytocin Ausschüttung – also die Ausschüttung des Bindungshormons im menschlichen Körper und schafft so sehr schnell eine vertrauensvolle Atmosphäre, welche die ideale Basis für das Lösen von persönlichen Problemen bildet.

HEUTE SIND PFERDE IN UNZÄHLIGEN THERAPIEANSÄTZEN, IN DER PERSÖNLICHKEITSENTWICKLUNG UND DER PÄDAGOGISCHEN ARBEIT NICHT MEHR WEGZUDENKEN.

Diese Verunsicherung führt dazu, dass sie der entsprechenden Person nicht vertrauen und ihr aufgrund dessen auch nicht folgen. So werden in der Arbeit mit dem Pferd sehr schnell Unklarheiten und Unsicherheiten im Verhalten der Person sichtbar.

DAS PFERD DIENT ALS SPIEGEL FÜR DIE EIGENEN VERHALTENSWEISEN – WIR ERKENNEN, WIE UNS DAS PFERD WAHRNIMMT, WAS WIR AUSSTRAHLEN, ABER EBEN AUCH WAS UNBEWUSST IN UNS VORGEHT.

Das Pferd zeigt uns wertefrei und ohne Kritik auf, was uns als blinder Fleck oft verborgen bleibt. Was das Pferd von uns fordert ist also reine Klarheit, Authentizität und Kongruenz. So können wir uns selbst erkennen und bewusstwerden, was uns verborgen blieb, was wir verdrängen und wie wir auf andere wirken. Eigenes Bewusstsein bringt uns in die Eigenwahrnehmung, so dass wir in unsere Eigenwirksamkeit gelangen und so Verantwortung für uns übernehmen können.

Pferde sprechen Menschen auf der emotionalen Ebene an. So kann ein direkter Zugang zu den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen geschaffen werden, ein Zugang, der in einem Setting ohne Pferd oft vom Verstand versperrt bleibt. Es entsteht die Möglichkeit, alte und festgefahrene Schemata der Wahrnehmung und/oder des Verhaltens zu erkennen und aufzubrechen. Menschen lernen sich in diesem Zusammenhang oft neu kennen und können ihr Selbstkonzept im Sinne einer Selbstaktualisierung überprüfen und neu anpassen.

Der Kommunikationstheoretiker Paul Watzlawick formuliert in seiner Theorie der fünf Axiome zur Zwischenmenschlichen Kommunikation: „Man kann nicht nicht kommunizieren.“. Dieser Ansatz lässt sich auch auf die Kommunikation zwischen Mensch und Pferd übertragen.

AUCH WENN DAS PFERD DIE EINZELNEN WORTE NICHT VERSTEHEN KANN, REAGIERT ES AUF DIE TONART, DIE GESTIK UND NICHT ZULETZT AUF DIE ENERGIE, DIE IN DEM MOMENT VOM MENSCHEN TRANSPORTIERT WIRD. 

Wer sich in einer bestimmten Lebensphase oder in einer Problemsituation von einem Coach begleiten lassen will, darf erwarten, dass er durch diese Zusammenarbeit mehr eigenes Bewusstsein, also Eigenwahrnehmung erlangt, die ihn in die Eigenwirksamkeit bringt, wodurch er Verantwortung für sich selbst übernehmen und so durch eigenes Handeln aus dem Dramadreieck entkommen kann. In weiteren Schritten werden wiederum durch die Spiegelarbeit vorhandene Ressourcen aufgezeigt, eigene Werte erkannt, neue Ziele angepeilt und mögliche Lösungswege ausgearbeitet. Dieser Weg, begleitet vom Pferd als Coach ist eindrucksvoll und sehr erlebnis- und sinnesorientiert. Durch das Erleben und Wahrnehmen auf einer tiefen Ebene sind die Lösungswege transferorientiert und nachhaltig in der Praxis umsetzbar.  

IM ZENTRUM DIESER ARBEIT STEHT DER MENSCH ALS KUNDE MIT SEINEM ANLIEGEN. 

Er erwartet professionelle Unterstützung und Kompetenz in der Methodenwahl. Obwohl sicherlich in einer Weise pferdeaffin, wird er gerechtfertigte Erwartungen in den Coach haben und sollte nicht vom Pferd in einer Guru-Rolle „beraten“ werden. Dies würde das Ziel der Selbstwahrnehmung und Aktivierung der Eigenwirksamkeit sabotieren und den Sinn eines pferdeunterstützten Coachings in keiner Weise erfüllen.  

Und so war auch für meine Kundin klar: Es geht gerade jetzt nicht darum, die Entscheidung zu treffen, das eine oder das andere unter Druck zu wählen, auch wenn die Situation dazu drängt. Jetzt geht’s als allererstes einmal darum, stehen zu bleiben, inne zu halten und nachzudenken – nachzufühlen. 

DAS RUHIGE SCHNAUBEN DES PFERDES KAM IM RICHTIGEN MOMENT.

Als ich sie auf die Frage „Was jetzt?“ aufforderte, tief durchzuatmen, den Boden unter den Füssen zu spüren, den Regen in ihrem Gesicht wahrzunehmen, die Hand aufs Pferd zu legen und für einen Moment einfach im Hier und Jetzt zu sein, fiel die gesamte Spannung weg.

Da war eben dieser Moment, in dem ihr klar geworden ist, was sie jetzt gerade braucht und das sie sich das geben wird –  das konnte ich am Lächeln auf ihrem Gesicht genau erkennen.  Und dann war da noch dieser Nachhauseweg, der plötzlich unwichtig war, weil es einfach nur noch darum ging, den Moment – das Jetzt – zu geniessen und sich selbst wahrzunehmen

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